Wer mit dem Gedanken spielt, eine Ausbildung zum Agile Coach zu machen, der hat es nicht einfach. Auch ich war vor einem Jahr mit der Auswahl und den ganzen Möglichkeiten überfordert. Ich konnte noch nicht recht einschätzen, was die Ausbildungen unterscheidet und welche denn nun gut oder schlecht ist. Heute weiß ich, dass es Ausbildungen mit einem systemischen Ansatz gibt (so wie diese hier) und solche, die einen modellbasierten Ansatz haben. Ich denke, es kann alles hilfreich sein, aber vielleicht auf unterschiedliche Art und Weise.
In unserer systemischen Ausbildung hier sind wir bei vielen Dingen auf die Metaebene gegangen, haben an unserer Haltung gearbeitet und viel selbst reflektiert. Ich habe gelernt, auf Probleme und Herausforderungen mit einer anderen Brille zu schauen – nicht jedes Detail verstehen zu müssen, sondern die systemischen Zusammenhänge sehen zu können. Ich lerne immer noch, mich als Scrum Master nicht für das Ergebnis verantwortlich zu machen, sondern die Prozessverantwortung zu übernehmen. Ich wurde mit verschiedenen Typen von systemischen Fragestellungen konfrontiert, die mir heute ermöglichen, mit Menschen anders zu sprechen und mich ihrem Problem mit vielen Fragen und Neugier zu nähern, anstatt im Kopf schon eine halbfertige Lösung bereit zu haben. Es ist mir wichtig zu sagen, dass das alles erst mit der Zeit und viel Übung passiert. Die Inhalte eines Agile Coach Trainings sind nicht einfach auswendig zu lernen und dann kann man es. Wer solch eine systemische Ausbildung macht, der muss sich auch mal ins kalte Wasser werfen und die Sachen einfach ausprobieren. Das passiert hier auch im Praxisteil, der einen selbst aus seiner Komfortzone raus treibt, und im Nachhinein ein sehr wertvoller Teil der ganzen Ausbildung war.
Es ist schwierig, es ganz genau in Worte zu fassen, was sich verändert hat. Aber ich denke viel nach, über mich selbst, über zwischenmenschliche Situationen, über “Probleme” im Projekt oder der Organisation. Ich glaube, ich versuche damit, die Komplexität zu begreifen und systemische Zusammenhänge zu sehen, anstatt – wie man oft in der Geschäftswelt sieht – eine sofortige Schlussfolgerung zu formulieren, wie “ist doch klar, XY ist Schuld”. Diese Veränderung ist ein Prozess und wird maßgeblich beeinflusst durch die Teilnehmergruppe, mit der man ständig Diskussionen, Reflexionen, Fallberatungen, etc. hat.
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